B. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — 1. Frankreich. 347
b) Siedlungen. Flandern, schon zum größten Teile dem Belgischen Tieflande
angehörig, erblühte wegen seiner von Belgien herüberstreichenden Kohlenlager zur
gewerblichsten und am dichtesten bevölkerten Landschaft Nordfrankreichs. Die nr-
sprünglich flämische Bevölkerung ist immer mehr französisch geworden, doch ist das
plattdeutsche Flämisch noch nicht ganz verdrängt. Dünkirchen (d. i. Kirche in den
Dünen, 40) hat als Hafen und durch Seefischerei Bedeutung, Lille (220), gleich
Dünkirchen stark befestigt, und Roubaix (125) sind Hauptsitze der Spinnerei und
Weberei. Valenciennes (35), der Mittelpunkt des nordfranzösischen Eisen- und
Steinkohlengebietes, hat durch seine Spitzenherstellung Weltruf erlangt. Die Be-
völkerung der Provinzen Artois und Picardie nährt sich teils von Landwirt-
schaft, teils von Industrie, die von Flandern her vorgedrungen ist. Calais (70)
vermittelt den Personenverkehr (nach Dover in -£ Stunden), Bonlogne (60) den
Warenverkehr nach England. Amiens (100) hat bedeutende Weberei. In der
Champagne, einer im W (Champagne pouillense) dürren, aber an den sonnigen
Talgehängen vorzüglichen Wein liefernden Kreidehochfläche, sind der einstige Krö-
nnngsort Reims [röngs] (120) und Epernay als Hauptsitze der Schaumwein-
bereitung und Trohes (55) durch Wollweberei bekannt, die hier infolge der in der
Umgebung betriebenen Schafzucht zur Entwicklung gelangte.
In Jsle de France liegt am Vereinigungspunkte von vielen natürlichen Straßen
und 20 Eisenbahnlinien Paris (Bild 197), in jeder Beziehung die Hauptstadt des
Landes (2900). Durch die leichte Verbindung mit der Loire und dem Rhone wurde die
ursprüngliche Hauptstadt Nordfrankreichs zur Hauptstadt des ganzen Landes und zur
bedeutendsten Großstadt Westeuropas. Der älteste Stadtteil, la Cite, liegt auf einer
Insel der Seine; denn die Stadt verdankt ihre Entstehung einer Schntzanlage auf
Flußinseln (daher „Jsle de France"). Im 8 der Seine entwickelte sich die alte
Stadt der Gelehrsamkeit (quartier latin), im N die heute weit größere und ansehn-
lichere Geschäftsstadt. Den vornehmsten Teil bildet die Nachbarschaft der Elysäischen
Felder an den Ufern der Seine. Die alten Festungswerke, Bollwerke, wurden ab-
getragen und schufen Raum für die breiten und stark belebten Boulevards, deren
konzentrischer Verlauf die alten Grenzen der Stadt angibt. Paris ist der alleinige
Mittelpunkt des französischen Geisteslebens (Universität, Akademien,
Kunstsammlungen, Prachtbauten), der Hauptsitz der Industrie des Landes.
Es erzeugt hauptsächlich „Pariser Artikel", d. s. Kunst-, Luxus- und Modewaren.
Als Sammelplatz auch für die im Lande hergestellten Industriewaren wurde es der
Mittelpunkt des französischen Welthandels, ein Bank- und Börsen-
platz ersten Ranges und die Stätte glänzender Weltausstellungen. Sein Flußhafen
erzielt einen größeren Warenumsatz als Marseille. Da „Parisfrankreich ist", wurde
es stark befestigt. Die Stadt ist heute die umfangreichste Festung der Erde;
die am weitesten Hinausgeschobene Befestigungslinie hat eine Länge von 125 Km und
schließt eine Fläche von 900 qkm ein. Zum Pariser Jndnstriebezirk zählen Ver-
sailles (60) (Schloß, Kaiserproklamation 1871), Sevres mit altberühmter Por-
zellanindnstrie und St. Denis (70), die Begräbnisstätte der französischen Könige.
In dem Obstweinlande der Normandie steht Le Ha vre (135), das „franzö-
fische Liverpool", mit starker Baumwolleinfuhr, als wichtigster Ausfuhr- und Aus-
wandererhafen des Landes, dazu als Hafen von Paris in regem Verkehr mit Eng-
land, der Union und dem Deutschen Reiche. Roueu (mit Vororten 125) blieb nur
Seehafen für kleinere Schiffe, wurde aber ein hervorragender Fabrikplatz für Baum-
Wollweberei. — Auf der Halbinsel Cötentin ist Eherbonrg (45) infolge groß-
artiger Dammbauten der wichtigste Kriegshafen Frankreichs und ein bevorzugter
Schnellverkehrshafen für die Nordamerika-Linien.
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Extrahierte Personennamen: Denis_(
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Belgien Nordfrankreichs Lille Roubaix Dover Bonlogne_( England Amiens Reims Paris Westeuropas Paris Marseille Paris Frankreichs
Warnemünde.
Weit schweift der Blick über die durch Buschstreifen getrennten Wiesen der ausgeprägten Flachküste bis zu den bewaldeten Hügeln der Mecklenburgischen Seenplatte.
Das angespülte Land ist durch Strandgräser und dichte, graugrüne Büsche von Seedorn befestigt, während die lenkrecht ins Meer hinein gebauten Buhnen die
Brandung brechen und die Zerstörung der mühsam geschaffenen Anpflanzungen durch Sturmfluten hindern sollen. Auf dem breiten Strande herrscht das fröhliche
Treiben der Badegäste. Zahlreiche Strandkörbe, Gasthäuser und Promenaden zeigen die Beliebtheit des schönen Ostseebades.
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— 102 -
diesen Gebieten. Damit sind wir schon auf der zweiten Seite angelangt.
Die bis jetzt genannten Abschnitte enthalten vorwiegend Politisches, sie
werden meist von den Männern gelesen. Nun kommt auf der zweiten
Seite unter der Überschrift „Lokales und Provinzielles" allerlei neues aus
Gütersloh, der näheren und weiteren Umgegend und der ganzen Provinz.
Was lesen wir da zum Beispiel?
Das untere Drittel der Seite ist durch einen Doppelstrich getrennt.
Diesen Teil nennt man kurz: „Unter dem Strich." Dort finden wir eine
Geschichte oder einen Roman, der in Abschnitten von drei Spalten täglich
fortlaufend abgedruckt wird. Aus der dritten Seite bringt die Zeituug
unter den Überschriften „Aus aller Welt" und „Vermischtes" Nachrichten
von allerlei Begebenheiten. Die vielfachen Nachrichten und der Roman
werden mehr von den Frauen und der Jugend als vou deu älteren
Männern gelesen. Sie wenden ihr Auge besonders wieder dem letzten
Teil, den „Letzten Nachrichten" und „Depeschen" zu.
Bis hierher haben wir gesehen, daß uns die Zeitung mit den Bor-
gangen und Verhältnissen in Staat, Stadt und Land bekannt macht, daß
sie uns Nachricht gibt von allen eigenartigen und besondern Begebenheiten
und Erscheinungen, die sich auf der Erde oder am Himmel zutragen. Wir
erhalten Belehrungen über staatliche und städtische Zustände und Ver-
Hältnisse, erweitern unsre erdkundlichen, naturkundlichen und geschichtlichen
Kenntnisse und werden mit dem Neuen und Schönen im Reiche der Kunst
und Wissenschaft bekannt gemacht. Dies bietet die Zeitung für alle Leser.
Daneben bringt sie aber noch vieles, was Bedeutung für den täglichen
Haushalt, für den Händler, den Handwerker, den Arbeiter usw. hat.
Aus dem Berliner Börsenbericht ersieht der Kaufmann die Preise
der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und des Viehs. Der Spielplan des
Bielefelder Stadttheaters gibt jedem Aufschluß über die Theaterstücke der
kommenden Woche, über Beginn und Schluß der Vorstellung. Polizei-
Verordnungen oder Bekanntmachungen des Landrats oder des Magistrats
haben Bedeutung für den Kaufmann, den Handwerker oder die ganze
Bürgerschaft.
Andre Bekanntmachungen des Landrats weisen auf die Bezirke oder
Gehöfte hin, in denen Rotlauf oder Maul- und Klauenseuche ausgebrochen
ist, und verbieten das Betreten dieser Gehöfte. Durch eine Anzeige beruft
der Stadtverordnetenvorsteher die Stadtverordneten zur Sitzung und macht
sie und zugleich die Bürgerschaft mit den zur Tagesordnung stehenden
Punkten bekannt. Die Vereine zeigen ihre Feste in der Zeituug au und
laden dadurch ihre Mitglieder ein. Die Geschäftsleute weisen in großen
Anzeigen auf ihre Waren hin und teilen den Hausfrauen den Empfang
neuer Sendungen von Lebensmitteln, Apfelsinen, Trauben usw. mit. Der
Gerichtsvollzieher macht die Zwangsversteigerungen bekannt, Arbeiter
bieten ihre Dienste an, junge Mädchen oder Frauen suchen Stellung, und
Arbeitgeber oder Fabrikanten teilen mit, daß sie Arbeitskräste einstellen.
Hat jemand eine Wohnung zu vermieten, einen Wertgegenstand verloren
oder ist ein freudiges Ereignis oder ein Todesfall eingetreten, dann können
wir es in der Zeitung lesen. Der juuge Mann findet den Zeitpunkt der
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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— 190 —
Wenn ein Fuhrmann einsam auf der Straße dahinsuhr, konnte es
geschehen, daß die Pferde plötzlich wie angewurzelt stehen blieben. Kein
Zuruf noch Antrieb brachte sie von der Stelle. Dann nahm der Fuhrmann
eine Wagenrunge, schlug damit vor die Deichsel und sprach: „Düwel, wenn
du do vo siß, dann goh do vo denne!" Nun zogen die Pferde wieder an.
Hatte jemand Warzen auf den Händen oder im Gesicht, dann wusch
er im fließenden Wasser während des Leichengeläutes die betreffende Stelle
und sprach dabei:
„Wordel, Wordel wik,
se verlüdt en Lik,
se verlüdt en Danen in't Graww,
wasket mi de Wordeln af."
54. Sa^en.
Die Sage vom W e r w o l f.
In der Nähe eines Bauernhauses hatte sich seit langer Zeit ein Pech-
schwarzer, großer Hund mit glühenden Augen gezeigt. Er lag immer an
dem Wege, der durch den Hagen führte. Ängstlich mieden die Leute den
Pfad. Einmal wollte die Frau aus dem Kötterhaufe im nahen Bache
Wäsche spülen. Da ninßte sie an jener Stelle vorbei. Das Herz pochte
ihr, als sie mit der Karre voll Wäsche an den Busch kam. Beherzt aber
fuhr sie auf den schattigen Durchgang zu. Da knackte es im Gezweig, und
vor ihr stand das schwarze Tier mit den unheimlich leuchtenden Augen
und knurrte sie au. Mit lautem Aufschrei lief das Weib auf den Hof
zurück und brach dort ohnmächtig zusammen. Bewußtlos trug mau sie zu
Bett. Erst nach langen, bangen Wochen genas sie wieder.
55. Gütersloher Mundart.
Sunnerbuern, Kattenbuern unn wat süs dato hairt.
Dat Niggefte ut Gützel
van W. Ulenspegel.
Na, Willem, siä Hennerich Striewisch, godden Dag auf, wo kümmest
du denne?
Dat wick di seggen, siä Willem Füchtenschnieder, ick sin in'n niggen
Dorpe wirn.
So? Wat hefte do dohn?
Ick Hess Felle verkofft.
Auf gott betalt kriageu?
Ne, dat just nich, de Lüe hault de Pennige so faste, as wenn et
Gold wör.
No, so'n betken hefte doch gewisse verdent. Kumm, laut us tohaupe
gohu, süh, da achter is Jmmelwärth, wi wollt us no sonnen Lütkeu
mitniamen.
Jan, ick schlo in.
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Extrahierte Personennamen: Fuhrmann Hagen W._Ulenspegel Willem Hennerich_Striewisch Willem_Füchtenschnieder Hess Jmmelwärth
— 191 —
De Beeden gungen dann tohanpe innt Wärtshus von Jmmelwärth
in Ovenwiee. De Disk was so blank as de Schöttel, wenn de Pankoken
drup kümmt. An'ne Wand Heng dat anle Beld von de hillige Dreenigkeet..
De Möbels wären süs ölle nigge nn makten de Stnawe orntlich vornehm
unn wacker. As Hennrich unn Willem inträen, was just no so'n annern
Handelsmann in'n Huse unn drank sick'n Bonnevie.
Bringt mi auk'u son Glas, siän de Beeden, dat döht enen god, wenn
men so lange Up de Beene is.
Na, wat gifft Nigges, frog de Warth.
Ja, wat fallt giaweu, segg Willem, inn'n niggen Dorpe giff'et min
Liawe nix Nigges, timmern unn Hüser richten is do kenne Mode mer unn
dat eenzige, wat do passeert, dat siud de Schliageriggen, de kummt do
fakeu vür.
Jo, do hef ick öll mauges von hairt.
Awer in Verl, segg Hennrich, do is mehr los, do tüht nu de „Kultur"
inn. Kinners, erbame di, wo süht dat nu anners do nt as vor siftig
Johren. Hungern motzten se domols de Verler Lue, unn nu wäßt'n ölles
üawern Kopp. Jau de Chosseen und di nigge Bahn Hess de Lue Wahne
god dauhu. Na, saß sehn, ut Verl wäd no n' tweedet Gützel. De Gützeler
kriggt ehr Water nu öll van Verl, ower dat duert nich lange, dann könnt
se dat annere men auk dodenne Halen.
Schwieg stille, Awelhans, du bis jo unwise, siü Willem, tiagen Gützel
kann keen Menske upkuamn unn wenn de Rewwersken unn Jsselhorstken
Buern sick dreemol tosammen doht, unn wenn de Handelslüe van Rheie
unn Wembrügge unn Rewwerge tohaupe kuamt, se köuut doch nix
utrichteu.
Lot dat Prohlen sin, siä Hennrich, un nam so'n lütken Schluck. Jo,
Herr Aulewisker, siä he, dat uiggeste awer is doch, dat de Bueruuamens
bi Gützel nu uphairn söllt unn ganz nigge daför insett't wörn.
Wat? Ne, dat kann nich stimmen, du hest di wol verhairt.
Unn ick segget di, et is so, et Hess nülich in de Seitnng stöhn, t>e
Buern söllt nu uiggemodsche Namens Hebben.
Wat sor weke denn?
Jo, süh hier, da stoht se, kannst du dat verstohn?
Ick nich, jo wat sall ut Gützel wern, wenn dat kenne Sunner- unn
Kattenbnern mehr giss?
Jo, dann nemm wi use Sebbeusaken unn teeht na Bielefeld hen.
Men sachte, so wit sin wi no nich. Awer segg mi ens, Willem, wat
bedüet de aulen Namens eegentlich? Da kann ja keen Menske mehr ut
klok weern.
Dat wick di seggen, Hennrich. Süh, toerst fangt wi met Kattenstroth
an. Weeste denn nich, dat Lütkewinkelmann vor dertig Johren sonne
graute Kütten fangen hesf, de bi sinen Honnern was? Se satt ümmer
inne Nawerfchast uppe Baime unn wör en graut un stark Dier.
Na, siä Hennrich, mit sonne Lusekatteu will ick lewer nichts to dohn
Hebben, de kann bieten un kratzen as die Düwel. Jo, da müaget woll
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TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
Extrahierte Personennamen: Jmmelwärth Willem Huse Warth Willem Hess Willem Hess Willem Hennrich Lütkewinkelmann
— 192 —
früher mehr van dösse Beesters in Kattenstroth wian sin. Wat meenst du,
Willem, heff dat hier ank Wölwe unn Hirsche, nnn anner Tüg giawen?
Gans seker, dat gisf jo no so veel Namens, de hangt mit „Wulf"
tosamcn. Alle de Lue as Wulf unn Wulfhorst hebbt wat met de Wölwe
to dohn. Unn nn? Jo, dat heff sick ännert, un met de Swine unn de
Ossen. Jo, Willem, wi sünd nn eenmol bi de Kattenbueru, lot us mol so'n
betken Widder gohn, dann kummt wi na Spexard. Katten gisf et do nich,
ower Spechte.
Jo, dat lot ick mi gefallen, de doht enen nicks nnn lot't us tofrieru
just as de Kreieu bi Kracks Huawe.
No, Willem, ick kann woll hairn, du Heft di motzte iune Vuagelwelt
ümmekieket. Jo, wo mag dat früher woll hier utfehu Hebben? dat weet
keen Menske mehr.
Ick will di wat seggen, Hennrich, nimm mol dine Schuten nnn grasf
teggen Foot deep inne Ern, du saß mol sehn, wat da für Knorken herut
kummt. Jo, Heft denn nich liasen, wat se to Johr bi Braukwiee un bi
Ahlen for Knorken snnen Hütt?
Da könnt wi hier lange up luern, de gifft bi Gützel nich. Lot Knorken
Knorken sin, segg mi lewer, wat dat met use Buernamens is, do heff ick
mehr Interesse for.
Jo, Willem, dat is nich so gans licht to seggen. Süh, de eene Name
is gans licht to verstohn, de annere awer bliv nnklor. Süh, wat kann men
sick unner'n Blankenhagen unn Nordhauru denken?
Ick gar nix.
Jo, süh, Willem, da was mol sonnen leigen Kerl, de satt do achter
in'n Blankenhagen inn'n Wärtshuse unn woll gern de Bueru wat an'n
Tüge flicken, denn se hadden enn mol nütte vertobackt, as he dat Schennen
np de Buern nicht loten knnn. — Jo, de heff sine Leidensgeschichte mol in
Reime brocht. Hefte dovon no nich haiert?
Ne, segg et men her!
Hair to!
Un de Buern in Pauenstie
dat sünd leige Lüe,
awer in'n Blankenhagen
goht se mi an'nen Kragen,
unn in Nordhanrn
schloht se mi au'ne Anern,
unn in'nen Snnnern
mott'en sick wahne wunnern,
unn de Kattenbuer
ligg ümmer uppe Luer.
Hair up, du aule Schennerploster, reep Hennerich, ick hewwe genog
dovan. Wat de aiske Kerl do makt Hess, is lutter Unsinn. Wo kann dat
woll biäter unn sekerer sin, as bi use Buern. Süh, lutter Villa's hett sick
de Gützelken Kauplüe middeu in'ne Bnern bowwet, een Hus bi Bnxels,
dat annere in Blankenhagen unn no eent in'nen Sunnern up Heermanns
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
Extrahierte Personennamen: Willem Wulf Willem Kracks_Huawe Willem Willem Willem Hess
— 193 —
Huawe. Jo, ick merk woll, de Gützeler Harens treckt no alle in'ne Buern
herin.
Unn dann wollt se de Buern ehre Namens nich loten?
Kinners, reep de Wärt datüsken, dat is nich so stimm, so hebbt sick
ölt besannen, et blisft so, as et is, Sunnern Miss Emmern unn Kattenstroth
Kattenstroth. Süh, von Dage steht dat in'ne Seitung, da, lias di dat
mol dür.
Hennerich unn Willem liasen in Flött'm sin Blad, dat de Buern unn
de Städter sick mt wier verdriagen wolln.
Na, dat is men'en Glücke, dat de Beschlut to staune kuamen is, Herr
Aulewisker, bringt mi no so'n Lütken, do will ick een up driukeu.
Willem siä, as he dat Glas ansett't:
Hier in Ovanwie
gisst' gotten Bonnewie.
Prost, prost, siä Hennerich. Nu wick ju wat seggen. Wi sünd hier
ölle ut eueu Kerkspel, ut Gützel. Buern uuu Stadt Hebben sick uu wier
verdriagen, niämt ju Gliäser unn stoht't an up Gützel, dat Stadt unn
Land sick nütte empört!
Willem, wi mött't na Huse, et Hess iabeu sive schloheu. Na, adjüs
auck, bis upp'u annern Dag. Awer et bliv bestehn, wat de Büssker segget:
Et giss men een orntlich Dorp, nn dat is Gützel.
Ja, Hennerich, dat mag voll stimmen, awer blaut, wenn de Buern
ank dato hairt. Aus der Gütersloher Zeitung.
56. Hausinschriften.
1. Ach Godt las Dir Besolen sein
Dis Haus Und Alles was ist darein.
Segnes mit Deiner Hand.
Behüt Es für Krig Und Brand.
Christofe! Olbrock. Anno 1698, den 18. Oktober.
Augeuit Mikes. (Nr. 53 Westfeld.)
2. Wer seine Zuflucht zur hülfe des allerhöchsten nimmt, der wird unter
dem Schutze Gottes wohnen.
Errichtet von Elente Heinrich Jakob Fenerborn und Anna Marie
geb. Schalück im Jahre 1870 am 22. Juni.
M. H. Schröder.
Verleger, Praxis des heimatkundlichen Unterrichts.
13
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
Extrahierte Personennamen: Gützeler_Harens Kattenstroth
Kattenstroth Hennerich Willem Willem Willem Huse Hess Heinrich_Jakob_Fenerborn Heinrich Anna_Marie H._Schröder
— 119 —
Sie haben schon unendlichen Segen gestiftet. Möchten ihre Ziele in Er-
füllnng gehen!
Wieder andre Vereine gedenken des Herrn Wort: Wohlzutun und
mitzuteilen vergesset nicht! Es sind die Wohltätigkeitsvereine, die den
Armen und Waisen beistehen und ihre Not zu lindern suchen. Zu ihnen
gehört der Vaterländische Frauenverein und der katholische St. Elisabeth-
Franenverein.
Der Gefängnisverein will für entlassene Gefangene Fürsorge tragen.
Die ehemaligen Krieger versammeln sich in den Kriegervereinen,
tauschen dort ihre Soldatenerlebnisse aus, feiern gemeinsam die Vater-
ländischen Feste und Siegestage und Pflegen die Liebe und Treue zu
Kaiser und Reich.
Der Flottenverein sammelt für den Ausbau unsrer Flotte und will
das Volk vertraut machen mit der Erkenntnis, daß nur eine starke Flotte
unsern gewaltigen Handel schützen und Deutschlands Ansehen in der Welt
erhalten kann. Sein Ruf: Baut Schiffe! muß begeisternden Widerhall
in jedem echt deutschen Herzen finden.
In den Gesangvereinen versammeln sich die Mitglieder, um unter
sanges- und musikkundiger Leitung des herzerfreuenden und erhebenden
Gesanges zu Pflegen. Bei uns gibt es eine große Zahl von Gesang-
vereinen. An hohen Festtagen singt in der evangelischen Kirche der Kirchen-
chor besondre geistliche Lieder. Er hat männliche und weibliche Mitglieder
und wird deshalb gemischter Chor genannt.
Andre Gesangvereine, die öfter große Konzerte aufführen, sind der
Musikverein und die Liedertafel.
Der Ärzteverein, der Lehrerverein, der Beamtenverein, der Buch-
druckerverein sind Vereine, in denen die einzelnen Bernfszweige sich ver-
einigen, um ihre Ziele besser zu erreichen.
Die landwirtschaftlichen Bereine fördern die Pflege der Viehzucht,
des Obst- und Gartenbaus; der Jmkerverein will die Bienenzucht, der
Ziegenzuchtverein die Ziegenzucht und der Kaninchenzuchtverein die
Kaninchenzucht fördern.
Damit die Züchter der Pferde, des Rindviehs und der Schweine
durch ansteckende Viehkrankheiten, wie Rotz, Maul- und Klauenseuche oder
Rotlauf, nicht große Verluste erleiden, haben sie besondre Versicherung^
vereine gebildet, wie die Gütersloher Pferdeversicherung, den Rindvieh-
Versicherungsverein für Blankenhagen und Pavenstädt oder den Schweine-
Versicherungsverein für Gütersloh und Umgegend.
Der Feuerwehrverein umfaßt die Mitglieder der Freiwilligen Feuer-
wehr, die bei Brand Leben, Hab und Gut der Gefährdeten zu retten sucht.
Im Naturheilverein werden belehrende Vorträge über eine natnr-
gemäße und gesunde Lebensweise gehalten. Die Turn-, Schwimm- und
Schützenvereine suchen den Körper stark und geschickt zu machen und ge-
sund zu erhalten.
In den Stenographenvereinen wird die Kurzschrift geübt, geschrieben
und gelesen.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
— 181 —
Es wurde in der Kirche aus dem Altare von jedem nach seinem Vermögen
dargebracht.
Am Michaelistage, 29. September, singen die Kinder abends, indem
sie in Scharen von Haus zu Haus ziehen:
Micheel, Micheel is'n Hilgesmann,
de ns wat vertellen kann
van Appel nn van Biren,
de lat sik wol vertiren,
de Nötte, de sind ank al god,
de smit wi in nsen Sülverhod.
Sülverling, Sülverlang!
Wenn de Frn na Kerken geht,
wenn de Rock in Faulen steht,
wenn de Kamern knappet,
giäwet ns doch 'en paar Appel!
Schöne Jungfer, giäwet us wat,
lat us nich so lange stahn,
wi möt't na dertig Milen gähn,
dertig Milen is so wit,
giäwet us wat, so werd' j'us quit.
Danach wird gesungen:
Martin Luther, Martin singen wir,
wir treten dafür, vor reichen Mannes Tür.
Wer uns was gibt und nicht vergißt,
der kriegt eine goldene Krone,
die Krone, die geht so weit und breit,
geht über die ganze Christenheit.
Empfangen die Kinder etwas, dann verabschieden sie sich mit den
Worten:
Gut'n Abend, bis an den heiligen Abend!
Erhalten sie nichts, dann singen sie:
Gire, Gire, Bettelgire, wollt us nix to friäten giäwen.
An Hermann, den Befreier Deutschlands, erinnert noch:
Hermann schlog Lermen,
leit piep'n, leit drnmmen.
De Cherusker sint knmmen
met Hamer un Stangen,
woll'n Varus uphaugen.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Micheel Hilgesmann Appel Martin_Luther Martin Hermann Hermann Varus
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An den Adventssonntagen singen frühmorgens um 6 Uhr die Jung-
linge in den Straßen der Stadt: „Wie soll ich dich empfangen?" „Macht
hoch die Tür" und „Mit Ernst, o Menschenkinder, dos Herz in euch bestellt."
Zu Silvester bleiben die meisten Leute aus, um wachend ius neue
Jahr zu gehen. Um zwölf Uhr wird von dem Kirchturm: „Lobe den
Herren, den mächtigen König der Ehren" gespielt. Am Neujahrsmorgen
singen die jungen Leute das Lied:
„Hilf, Herr Jesu, laß gelingen,
hilf, das neue Jahr geht an;
laß es neue Kräfte bringen,
daß aufs neu ich wandeln kann.
Laß mich dir befohlen sein,
auch daneben all das Mein.
Neues Glück und neues Lebeu
wollst du mir aus Gnaden gebeu."
Danach spricht der Führer die Strophe:
„Nun treten wir ins neue Jahr:
Herr Jesu Christ, uns auch bewahr;
gib Gnad, daß wir dies ganze Jahr
zubringen mögen ohn Gefahr;
gib Glück und Heil, gib Fried und Ruh,
hernach die Seligkeit dazu."
49. Alte Volkslieder und Reime.
Wiegenlieder.
1. Schlop, Kindken, schlop baule,
de Vürgelkens sleget so hauge,
se fleget so hauge des au dat Nest,
bringet usen Kindken 'u paar Ejerkens met.
2. Schlop, Kindken, schlop,
do buken geht 'n Schop,
dat hev so Witte Föete
un giv de Mialk so söete.
Schlop. Kindken, schlop.
3. Suse, min Kindken, röwe sot,
wenn anner Lü to Bedde goht,
kann ick bi de Wegen stöhn un singen:
Suse, min Kindken, röwe sot!
4. Manne, Manne, Witte,
giv usen Kind en Titte,
giv usen Kind en Botterbraud,
wet et iu einem Johre graut.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Jesu Jesu_Christ Schlop Schlop Witte_Föete Suse Witte